Königsbrunn - Landsberg am Lech - Schongau - Füssen (125 km)
Um 5:45 Uhr scheint - den gemäßigten Vorhersagen zum Trotz - die Sonne. Für einen kurzen Moment bin ich hin- und hergerissen: Noch einmal gemütlich im Bett herumdrehen (verlockend,
weil es so ruhig ist im Haus) oder doch lieber gleich in den Tag starten? Ganz langsam sickert eine Erinnerung in meinen Kopf, und sofort bin ich hellwach. Richtig! Heute geht es ja los! Nochmal
umdrehen kann ich mich auch an einem anderen Tag.
Ich bringe das Haus gänzlich in den Urlaubs-Modus. Blumen gießen und so. Das dauert, obwohl eigentlich gar nicht sooo viel zu erledigen ist. Gegen 7 Uhr ist alles fertig und ich steige vorfreudig
auf mein Rad - nur, um festzustellen, dass mein Fahrradcomputer nicht funktioniert. Ach ja... das Vorderrad musste ich ja vor zwei Tagen austauschen lassen, weil die Felge hinüber war. Nun muss
der kleine Kontakt an der Speiche neu justiert werden... und nochmal... und nochmal. Das hat man nun davon, wenn es eben unbedingt das Einsteiger-Modell von ALDI sein muss. :-) Nach zehn Minuten
funktioniert aber alles und ich kann endlich aufbrechen. (Und nein, es ist an diesem Tag nicht das letzte Mal, dass ich nachjustieren muss...)
Zunächst geht es Richtung Landsberg. Die Strecke bin ich schon oft gefahren und kenne sie deswegen vielleicht nicht gerade in- und auswendig, aber doch gut genug, dass sich schnell eines
einstellt: Langeweile. Das Lechfeld ist angenehm zu fahren, über mir spannt sich ein strahlend blauer Himmel - aber insgesamt bleiben die rund 40 Kilometer bis Landsberg am Lech ereignislos.
Eigentlich will ich nur weiter, weiter, weiter Richtung Berge. Nach angemessenem mentalen Ringen entscheide ich mich dann aber doch, wenigstens den kleinen Schlenker in die schöne Landsberger
Altstadt zu machen, denn es wird Zeit für eine Pause. Auf einer meiner letzten längeren Touren habe ich Bekanntschaft mit dem Unterzucker gemacht - ein eher unschönes Erlebnis, das ich nicht
unbedingt wiederholen muss.
Nach Landsberg wird es endlich abwechslungsreicher. Das liegt daran, dass ich dieses Stück der Via Claudia Augusta "erst" einmal gefahren bin. Zum anderen wird die Landschaft endlich reizvoller.
Ich genieße den ersten Alpen-Panorama-Blick der Fahrt und komme durch Dörfer, die so aufgeräumt und heiter wirken, dass man auf der Stelle bleiben möchte. Ich passiere Häuser, die wie
Puppenstuben wirken und male mir die glücklichen Menschen aus, die an diesen Orten leben.
Kurz vor Schongau droht die Stimmung wieder zu kippen. Huch - ist ja auch schon kurz nach 12 Uhr! Ich kaufe mir eine Breze und bin schnell wieder glücklich. Weil die Zeit nun doch schon
fortgeschritten ist, lasse ich die schöne Schongauer Altstadt "links liegen" und mache lieber den kurzen Schlenker zur romanischen Basilika in Altenstadt. 2/3 der ersten Etappe sind
geschafft!!!
Dann beginnt endlich "Neuland". Mein Reisetempo sinkt massiv, denn hinter sprichwörtlich jeder Ecke warten neue Eindrücke auf mich. Eindrucksvolle Statuen am Wegesrand, ein atemberaubend schönes
Panorama, eine Kneipp-Anlage gerade dann, als die Beine am schwersten sind - ich genieße die vielen kleinen und großen Überraschungen links und rechts des Weges in vollen Zügen. Nebenbei stelle
ich fest, wie herrlich es ist, in seinem eigen Tempo zu reisen - reisen zu dürfen.
Irgendwann rückt Füssen endlich näher. Der Weg führt direkt am Forrgensee entlang, und ich bin versucht, eine Badepause einzulegen, erhitzt und verschwitzt wie ich nach nunmehr 120 Kilometern
bin. Ich widerstehe jedoch dem Drang, ins Wasser zu hüpfen, denn ich habe ein anderes Badeziel. Da es sich dabei aber um einen echten Insidertipp handelt, hülle ich mich in Schweigen und lasse
die Bilder für sich sprechen. ;-) (Geographisch geschulte Menschen sollten relativ problemlos in der Lage sein, den Namen des herrlichen Badegewässers herauszufinden.)
Frisch gebadet und leidlich erfrischt erreiche ich um 18 Uhr das Hostel. (TIPP!!!) Und: Ich habe Hunger!!! Beim Asia Imbiss gibt es das
wahrscheinlich
beste Preis-Kalorien-Verhältnis in ganz Füssen. Auch hier lasse ich das Bild gern für sich sprechen (7,50 EUR!!!).
PS: Meine Erkenntnis nach Tag 1 - auch mit Rucksack geht es prima! Er schränkt mich in meiner Bewegungsfreiheit beim Fahren nahezu gar nicht ein, und auch das Gewicht stört überhaupt nicht. Viel schlimmer fand ich eine gewisse Sattelmüdigkeit, die sich nach Kilometer 60 einstellte. ;-)